Die dreiste Restaurantfälschung „The Shed“: Darf man Tripadvisor noch vertrauen?
Das bestbewerteste Restaurant von London existiert gar nicht. Klingt irre, war aber tatsächlich so. Gestern machte die spektakuläre Meldung ihre Rund um die Welt: „The Shed at Dulwich“ ist ein Fake, obwohl es das Londoner Top-Restaurant auf Tripadvisor mit höchstmöglichen 5,0 Punkten in der Kundenbewertung war.
Dahinter steckt der freie Journalist Oobah Butler, der seine Gartenhütte zum Restaurant erklärte, bei dem Reservierungen Pflicht waren. Die einfallsreiche Karte wurde mit Bildern belegt, für deren Produktion eher weniger appetitliche Ingredienzen wie Schwämme, Rasierschaum oder Butlers Fuß zum Einsatz kamen. Seine Freunde sorgten dann für die euphorischen Kritiken.
Der Londoner trieb das Spiel sogar so weit, dass er an einem Abend tatsächlich Essen servierte – Tiefkühlkost der Billigmarke Iceland. Die Reaktion beschreibt Butler in einem Artikel für Vice so:
„I place the pair’s dishes down, move away and, observing from a distance, watch them stare at their Mac n Cheese. Maria takes out her phone for a photo, looks at the meal through her camera, pauses, then puts her phone away without taking a picture.“
Ist „The Shed“ der Beweis, dass wir Bewertungsplattformen im Netz nicht vertrauen dürfen? Das wollte der WDR von kpunktnull wissen und kam zum ersten Interview für die abendliche Nachrichtensendung „WDR aktuell“ in unsere neuen Räumlichkeiten.
Unser Mit-Geschäftsführer Frank Horn warnte aber vor Hysterie:
„Das erste Nachobenkommen durch das Ausnutzen eines Plattform-Mechanismus ist leicht. Da oben zu bleiben ist dann schwer. Wenn er erste Gast das Restaurant schlecht bewertet, ist die Datenbasis von 104 Bewertungen relativ klein und die Durchschnittsbewertung geht schnell nach unten.“
Ironischerweise befragte der WDR als zweiten Experten den Food-TV-Journalisten Dave Hänsel, der auch „Dave’s Marktlokal“ in Düsseldorf betreibt – wo das kpunktnull-Team bald zum zweiten Mal Weihnachten feiern wird.
Während Dave selbst kein so großer Freund von Bewertungsplattformen ist (wir reden bei der Weihnachtsfeier da nochmal mit ihm) lieferte Frank Horn für Restaurant- oder Hotelsuchende noch einen Praxistip:
„Empfehlung: Auch mal die 3-Sterne-Bewertungen lesen. Die wägen ab, was gut ist und was schlecht. Dann ergibt sich ein Gesamtbild. Wer nur auf den puren Zahlenwert „5 von 5 Punkten“ guckt – der ist auch selbst schuld, wenn er reinfällt.“
Wir können nur raten, seinem Hinweis zu folgen. Nicht nur, weil Horn begeisterter Gourmet ist, sondern weil jede Anschaffung für unser neues Hauptquartier von ihm persönlich auf jeder erhältlichen Bewertungsplattform abgeklopft wurde: Der Mann weiß, wovon er redet.